Oasen in der Prärie... (19.07. - 05.08.09)


... von Eastend fuhren wir in Richtung Nordosten. Unterwegs hielten wir am Sukanen Ship Pioneer Village und Museum. Das ist ein riesengroßes Freiluftmuseum und zeigt die landwirtschaftlichen Gerätschaften der ersten Siedler, außerdem kann man in einer nachgebauten Pionierstadt rumlaufen. Hier gibt's eine Schule, eine Kirche, einen Frisör, einen Schmied, eine Druckerei, ein Telefon- und Postbüro... insgesamt über 50 Gebäude sind ausgestellt. Gewidmet ist das Ganze Tom Sukanen, einem finnischen Einwanderer, der allerlei tolle Sachen erfunden hat um zu überleben. Er baute auch ein Schiff (die Sontiainen), mit dem er in seine Heimat zurück wollte.


Nach der Besichtigung gings weiter nach Moose Jaw, einer geschichtsträchtigen, verruchten, aber trotzdem schönen Stadt. In den 1920er Jahren wurde Moose Jaw als Ausgangsbasis für den Whiskeyschmuggel in die USA von Al Capone benutzt, auch der Ku-Klux-Klan trieb hier sein Unwesen. Unter der Stadt gibt es viele Tunnels in denen chinesische Arbeiter für ihre Freiheit schuften mussten. Wir liefen aber lieber durch die historische Innenstadt und durch einen schönen Park. Viel besser als die teuren, dunklen, alten Tunnels zu besuchen.


Am nächsten Tag gings zu den Bisons, die man im Naturgehege im Buffalo Pound Provincial Park angucken kann. Hier waren wir wieder wandern, nur Bisons haben wir nicht gesehen, weil das Gehege sehr groß ist... mit viel Wald drin :) Deshalb entschieden wir, uns noch etwas am Aussichtsturm aufzuhalten. Es gab lecker Kartoffeln und Quark... und siehe da, das müssen die Bisons gerochen haben, denn fern am Horizont kamen sie angeschlendert. Leider blieben es kleine Pünktchen am Horizont, aber immerhin haben wir welche gesehen... es sollte ja noch besser kommen.


Bisons gibt es heute nur noch wenige in Kanada, im Gegensatz zu Früher, denn bevor die weißen Siedler und die Industrialisierung kamen, gab es hier ca. 60 Millionen. Ein kleines Indianermädchen berichtete, dass die Erde bebte, wenn die Bisons drei Tage und drei Nächte am Lager vorbei rannten - so viele waren das.


Weiter ging es in die Hauptstadt Saskatchewans, die genauso heißt wie Uwes Mutti: Regina :)
Es ist allerdings eine Großstadt und Großstädte können wir uns auch in Deutschland angucken. So spazierten wir durch einen hübschen Park, der um das Legislaturgebäude von Saskatchewan gelegen ist und nutzten das schöne Wetter.


Am nächsten Tag gings weiter nach Fort Qu'Appelle. Das ist eine kleine Stadt in einem Tal inmitten der Prärie. Hier wird ein bisschen Abwechslung von der öden Prärielandschaft geboten. Es gibt sogar Bäume :) und mehrere Badeseen. An einem von diesen verbrachten wir unseren Nachmittag bevor es nach Yorkton weiterging. In dieser niedlichen Stadt bewunderten wir das Fresko von Stephen Meush in der St. Mary's Ukrainian Catholic Church. Das war sehr schön.


Doch Yorkton sollte nicht unser östlichster Punkt sein, denn wir wollten noch dem westlichen Teil von Manitoba einen Besuch abstatten. Unser erster Halt war Inglis, wo man die letzten in einer Reihe stehenden Grain Elevators (Getreideheber) besichtigen kann. Früher gab es in Kanada 6000 von diesen Holzgiganten. In den sehr schön restaurierten Hebern wird die Funktionsweise anschaulich dargestellt. Sie speichern und sortieren das Getreide und verteilen es dann auf den Güterzug. Rauchen ist selbst heute noch in den Hebern verboten, da Getreidestaub explosiver ist als Sprengstoff. Die Getreideheber müssen heute neumodischen Silos weichen - leider kann man nicht mal das alte Holz weiterverwenden, da zu viele Nägel drin stecken.


Weiter gings zum Riding Mountain National Park, in dem wir am Moon Lake Campground für drei Tage eincheckten. Auf der Fahrt dahin sahen wir einen Schwarzbären! Der nächste Tag brachte uns dazu endlich Mückenspray zu kaufen, denn das Wandern war hier ohne irgendeinen Schutz furchtbar und kein Spaß. Doch das Spray hilft und so konnten wir gut gelaunt loswandern :) Am Nachmittag fuhren wir zum Bisongehege, dort konnte man wie in einer Safari Bisons beobachten. Wir hatten Glück: die Herde stand direkt neben der Straße. Wir parkten in einiger Entfernung und fotografierten. Irgendwann bewegte sich die Herde fast unmerklich auf die Straße zu einem Kratzbaum hin. Ohne dass es uns auffiel waren wir von ihnen umgeben. Da half dann nur noch der Rückwärtsgang :)


Nach einigen schönen Tagen und Wanderungen im National Park gings noch ein Stück nach Norden in den Duck Mountain Provincial Park. Diese beiden Parks sollten für uns die östlichsten Punkte unserer Reise markieren (das nur einen Katzensprung entfernte Winnipeg ist die Ost-West-Mitte Kanadas). Im Duck Mountain Prov. Park gibt's die höchste Erhebung in ganz Manitoba, Mount Baldy, stolze 831,2 Meter hoch. Im Park blieben wir nur eine Nacht, dann gings auf dem Highway 10 Richtung Nordwesten zurück nach Saskatchewan und Prince Albert. Dort wurden wir im Visitor Centre ausführlich mit Material und Infos eingedeckt. Also machten wir uns gleich auf den Weg um diese ganzen Attraktionen zu erkunden. Leider war es nicht ganz so hübsch wie von der Infomitarbeiterin beschrieben. Deshalb fuhren wir weiter in den Prince Albert National Park. Am Abend schlenderten wir durch die Katalogstadt Waskesiu und genossen die Abendsonne am Strand. Am nächsten Tag stand der Kinowa Trail zum Anglin Lake auf dem Programm. Frisch eingesprüht gings los. Aber wir sollten nicht weit kommen, denn der aufmerksame Uwe hat sie gesehen: die kleinen Bärchis mit ihrer Mutti, wie sie quietschvergnügt nach Beeren suchten. Auf einer großen Lichtung in ca. 400 Meter Entfernung beobachteten wir sie eine kleine Weile, um uns dann schnell zurückzuziehen. Nach diesem freudigen Erlebnis liefen wir zwei andere kleine Trails - jedoch ohne Tiersichtung.


Leider regnete es am nächsten Tag und da das Wetter keine Besserung versprach, reisten wir nach einer kleinen Wanderung wieder weiter. Da wir uns ja entschieden hatten, den Osten mal in einer Extrareise zu besuchen, fuhren wir fix auf dem gut ausgebauten Yellowhead Hwy nach Westen. Einen kleinen Zwischenstopp legten wir bei den Battlefords ein. Anstelle der historischen Pionierstadt schauten wir uns lieber die Ölgemälde des Cree (Indianerstamm) Allen Sapp an. In der Ausstellung konnte man die aus seinen Kindheitserinnerungen an den Winter 1936 gemalten Bilder bestaunen. Eine schöne Gallerie.


Unser nächster Stopp war der kleine Elk Island National Park in Alberta. Hier kann man wieder super wandern, man sollte nur auf die Bisons aufpassen, die laufen hier nämlich frei herum. Wir hatten aber Glück, denn uns begegneten diese riesengroßen Tiere nur, wenn wir im Auto waren.

 

Da dieser Park für einen National Park wirklich nicht sehr groß ist, waren hier auch die Möglichkeiten zum Wandern begrenzt. Also fuhren wir weiter nach Edmonton, der Hauptstadt von Alberta. Wie alle Großstädte in Kanada etwas einschüchternd. Wir schauten uns das Künstler- und Szeneviertel Old Strathcona an. Dort gibt's viele coole Läden in alten Backsteinhäusern. Danach machten wir uns auf die Suche nach dem weltgrößten Einkaufszentrum, der West Edmonton Mall. Hier gibt es 800 Läden, zwei coole Minigolfplätze, einen Vergnügungspark, ein Eishockeyfeld, ein Schwimmbad (in dem man Bungee springen kann) mit den größten Wasserrutschen der Welt, ein paar Hotels, Kinos, ein Aquarium mit Haien, ein künstliches Riff mit echten Seehunden und ein Piratenschiff. Für Uwe gabs ein Buch und Sylvie (hat schon vier Bücher bekommen) war knauserig und ging leer aus :)


Außerdem besuchten wir das Royal Alberta Museum. Hier sind alle kanadischen Tiere in wunderschönen Dioramen ausgestellt. Man erfährt hier viel über die First Nations (Ureinwohner), die hier lebten, bevor die europäischen Siedler kamen. Wir haben uns dort den ganzen Nachmittag aufgehalten. Das war wirklich sehr informativ, gut gemacht und einen Besuch wert!


So verlassen wir nun auch wieder Edmonton und fahren Richtung Nordwesten. Eine Zusatzdecke haben wir uns schon gekauft, im Norden solls frisch sein :)


Liebe Grüße an euch alle!
Eure Sylvie und euer Uwe


P.S. Ob ihrs glaubt oder nicht! In Saskatchewan gibt's einen kleinen Ort der Leipzig heißt! Müssdor ma guggn!

 

Ach, und zwischenzeitlich haben wir auch unsere ersten Saskatoons gesammelt. Das sind Beeren, die am Strauch wachsen und fast wie Heidelbeeren schmecken. Info für Eltern: Vorher haben wir sie natürlich penibel - jede einzeln - gereinigt und uns im Visitor Centre professionell beraten lassen.

 

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