Heading North... und wieder South... (06.08. - 28.08.09)


... von Edmonton aus fuhren wir nun endlich Richtung Norden. Am wunderschönen William A. Switzer Provincial Park legten wir einen Stop ein. Hier gibt es ein niedliches Visitor Centre und direkt daneben einen schönen Trail an einer Biberburg vorbei am Wasser entlang. Ein weiterer Höhepunkt des Parks ist der Athabasca Lookout, der jeden Schritt des Aufstiegs wert ist. Von hier hatten wir einen atemberaubenden Ausblick auf einen Teil der nördlichen Rockie's. Auf unserem Weg nach oben probierten wir uns im Spurenlesen, was man hier in den vielen Interpretive Centre's gezeigt bekommt. Wir jedenfalls fanden Wolfs-Droppings - klingt besser als Kacke :) Auf unsere Heulversuche am Ausguck erhielten wir aber leider keine Antwort. Gleich neben unserem schönen Campground konnten wir am nächsten Tag unsere neuste Errungenschaft ausprobieren: Helga, unser sicherheitszertifiziertes, fast hochseetaugliches Schlauchboot. Nach kleinen anfänglichen Schwierigkeiten (du musst in die Richtung paddeln... nein, gar nicht, du musst in die paddeln...) gings auf große Fahrt über den Cache Lake. Dabei konnten wir zwei White-tailed Deers (Rehe), die sich von uns gar nicht stören ließen, beobachten. Die weiteren Tage verbrachten wir auf dem Highway und fuhren unter anderem am Willmore Wilderness Park vorbei. Hier kommt man nur zu Fuß und mit dem Zelt durch, es gibt weder Straßen noch gepflegte Wanderwege, nur pure Natur - also etwas für fortgeschrittene Outdoorfans.


Wir ließen Grande Cache und Grande Prarie hinter uns und steuerten schnurstracks auf den Alaska Hwy, der bei Dawson Creek beginnt, zu. Hier ist die berühmte Nullmeile des Hwy's, der in nur acht Monaten von amerikanischen Soldaten und vielen kanadischen Freiwilligen gebaut wurde. Er erstreckt sich über 2.450 km nach Fairbanks in Alaska. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour war es notwendig eine Landverbindung nach Alaska zu schaffen, da die Küste Japans nicht weit entfernt ist. Heute ist es ein (zumindest in Kanada) gut ausgebauter Hwy, im Gegensatz zu den Anfängen, in denen er nur eine Schlammstraße war.


Wir fuhren durch die endlosen Wälder Kanadas und Schmiddie erreichte seine 300.000 km! In diesem Land ist das ja auch nicht schwer, immerhin sind 25 % von Kanada ungefähr die Fläche von ganz Europa (lt. einem Interpretive-Trail Heftchen aus dem Prince Albert National Park). Also ist Schmiddie gerade in seinen besten Jahren und bringt uns sicher zu unserem nächsten Halt: den Liard River Hot Springs, die zweitgrößten, natürlichen heißen Quellen Kanadas. Wir suchten uns fix eine Campsite und liefen über einen 700 Meter langen Steg, vorbei an sumpfiger Vegetation, zu den Springs. Diese Gegend wird oft von Bären und Elchen besucht, denn über 250 verschiedene Pflanzenarten gedeihen hier prächtig. Die Wärme der 40 - 50° heißen Quellen kam uns gerade recht, da es schon den ganzen Tag regnete. Nur der anfängliche seltsame Geruch war etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht weiter schlimm, denn das kam von Calcium Sulfat. Eigentlich gibt es zwei Pools, aber wir konnten nur den vorderen nutzen, denn im hinteren planschte ein Problembär. Dieser wurde wahrscheinlich von Menschen gefüttert; das ist das schlimmste, was einem Bären passieren kann, denn dann wissen diese klugen Tiere, wie man leicht an Futter kommt. Wahrscheinlich wird er nun umquartiert oder gar getötet. Damit so was nicht passiert, wird man überall darauf hingewiesen, die Tiere nicht zu füttern und auf seiner Campsite keine Lebensmittel liegen zu lassen (leider sieht man oft das Gegenteil).


Frisch gebadet ging weiter nach Watson Lake, die erste Stadt im Yukon Territory. Hier kann man im Sign Post Forest über 60.000 Schilder bewundern. Ein heimwehkranker Soldat brachte 1942 das erste Schild in Watson Lake an, seitdem kommen Menschen aus aller Welt, um ihr Orts-, Nummern- oder Namensschild aufzuhängen. 1997 wurde hier das Northern Lights Centre gebaut, in dem man sich Filme und Wissenswertes über Aurora Borrealis holen kann - doch wir wollten sie lieber in Echt sehen und schenkten uns den Eintritt :)


Entlang des Alaska Hwy's gibt es einige gute Stellen, um die Autobahn hinter sich zu lassen und mal Pause zu machen. Zum Beispiel an den Rancheria Falls. Hier gibt es eine kleine Day Use Area von der aus ein 10-minütiger Trail durch borrealen Wald führt und an kleinen Wasserfällen endet. Wirklich schön.


Außerdem gönnten wir uns mal einen Tag Auszeit und fanden den perfekten Platz am Squanga Lake. Hier gibt's einen kleinen Campground, direkt am See und von Wald umgeben. Für 12 CAD hatten wir sogar Feuerholz inklusive. Wir chillten den ganzen Tag und ließen die Seele baumeln. Über unserem Lagfeuer bruzzelte in der Pfanne (mit abgeschraubten Griff) unser erstes Bannock. Das ist ein altes indianisches Repezt für hungrige Wanderer und soooo lecker. Außerdem stärkt es wie Lembasbrot :)


Hier das einfache Grundrezept:
1 große Tasse Mehl
1 Esslöffel Trockenhefe
1 Teelöffel Salz...
Wir haben das ganze noch etwas mit Haferflocken, Zucker und Zimt verfeinert. Man vermischt die Zutaten mit Wasser, bis ein zäher Teig entsteht, der nicht mehr an den Fingern kleben bleibt. Den Teig breitet man in der heißen Pfanne mit etwas Öl daumendick aus und lässt ihn knusprig braun ausbacken. Mhhh... und dann lässt man es sich schmecken. Mit Nudossi und kanadischem Zimtaufstrich ein Gedicht :) Eine herzhafte Variante mit Hartwurst und Zwiebeln probieren wir später sicher auch noch mal aus.


Nach unserer kleinen Pause gings wieder los und wir fuhren durch die Hauptstadt des Yukon, Whitehorse, noch ein Stück westlicher zum Kluane (Kluu-wa-nii) National Park. Direkt an der Grenze zum Park liegt der kleine, niedliche Ort Haines Junction. Im Visitor Centre holten wir uns einige Infos und wanderten gleich drauf los. Yo-Bear-Rufe sind hier Pflicht, da im Yukon 15.000 - 20.000 Bären zu Hause sind, hier die dichteste Grizzly-Population ist und außerdem gerade Beerensaison ist. Himbeeren, Blaubeeren, Cranberries und andere sind jetzt ein Leckerbissen für die Bären und man sollte sie beim Pflücken besser nicht überraschen.


Im Kluane NP schauten wir uns die Million Dollar Falls, Kathleen Lake und den Kluane Lake an. Da die Trails teilweise für mehrere Tage angelegt sind und man dort zu den riesigen Eisfeldern der St. Elias Mountains gelangt, haben wir uns die kleineren Wanderwege ausgesucht. Beim King's Throne Trail hatten wir einen wunderschönen Blick über den Kathleen Lake und die angrenzenden Berge. Im Kluane NP befindet sich Mount Logan, mit 5.959 Metern Höhe der höchste Berg Kanadas. Er wird vom größten Eisfeld der Welt außerhalb der Polarregion umgeben. Der National Park zieht sich über den Yukon und British Columbia bis nach Alaska und bildet somit das größte Schutzgebiet der Welt. Da kommt man sich ganz klein und unbedeutend vor. Außerdem wanderten wir den Spruce Beetle Trail (Borkenkäfer-Wanderweg). Hier erfuhren wir durch einige Infotafeln am Wegesrand allerhand über den Käfer und seinen Einfluss im Ökosystem. Wenn der Spruce Beetle nun gesunde Bäume befällt, können sich diese selbst heilen, in dem sie die Eier rausbluten. Alte und geschwächte Bäume hingegen werden häufiger befallen und sterben meist. So schaffen sie allerdings Licht und Freiraum, dann erreichen Schnee und Regen den Boden und es bildet sich eine feuchte Moosschicht, die für neue Pflänzchen und Bäume lebensnotwendig ist. Der reiskorngroße Käfer stellt besonders für Spechte einen Leckerbissen dar und in einem Gebiet in dem sonst zwei Spechte sitzen, halten sich bei einer Borkeninvasion 40 Spechte auf! Somit können sie sogar bis zu 75 % des Einflusses des Käfers eindämmen. Ihr seht, sehr informativ dieser Trail :)


Nach diesem schönen Abstecher ins Yukon Territory machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden. Der erste Stopp entlang einer der schönsten Routen in Kanada - dem Stewart-Cassier-Highway - war der Boya Lake Provincial Park. An diesem türkisblauen, wunderschönen See kann man zwei Trails wandern oder paddeln. Leider spielte bei uns das Wetter nicht ganz mit. Deswegen gings am nächsten Tag auch schon weiter zum Kinaskan Lake Provincial Park. Hier war das Wetter etwas besser und wir nutzten die Gelegenheit zum Paddeln. Dabei entdeckten wir am anderen Ufer verlassene Blockhütten, die zum Verkauf stehen. Mit ein bisschen neuem Holz und Farbe könnte man sich hier den Traum von einem netten Sommerhaus im Wald am See erfüllen.


Da die regenlose Zeit nur von kurzer Dauer war, fuhren wir weiter am Stewart-Cassier-Hwy entlang. Einen kurzen Abstecher machten wir dann nach Stewart (BC) / Hyder (Alaska). Auf dem Weg dahin (Hwy 37A) kann man 18 Gletscher bewundern. Leider hingen die Wolken zu tief und wir konnten nur 11 zählen. Der Bear Glacier zieht sich sogar bis fast an den Hwy und man hat einen tollen Blick auf die bläulich glänzende Eismasse. Unser Weg führte uns nach Alaska. Hier gibt kurz hinter der Grenze es eine Aussichtsplattform um Bären beim Lachse fangen zu beobachten. Wir hatten Glück und sahen eine tragende Grizzlydame beim Futtern. Leider dauerte das Schauspiel nicht sehr lange und sie verschwand im Wald. Übrig blieben nur die Möwen, die sich um die vielen Lachskadaver am Ufer stritten. Hyder und Stewart hatten in den Zeiten des Goldrauschs um 1920 eine Population von ca. 10.000 Menschen. Übrig geblieben sind aber nur winzige Städtchen mit einem westernähnlichen Touch. In dieser Gegend werden oft die Kermodebären gesehen. Das sind weiße Schwarzbären (keine Albinos), eine lustige Laune der Natur.


Nach sieben Tagen schlechtem Wetters ließ sich dann doch endlich die Sonne wieder blicken und wir fuhren mit einigen Stopps an einsamen Seen und schönen Wasserfällen weiter zum Nisga'a Memorial Lava Bed Park. Hier brach vor 250 Jahren ein Vulkan aus und dessen gewaltiger Lavastrom tötete 2.000 Nisga'a Menschen. Hier gibt es eine self guided auto tour über 40 km, bei der man eine Menge über den Vulkanausbruch und den 11 km langen, 39 km² großen und an einigen Stellen bis zu 12 Meter dicken Lavastrom erfährt. Auf dieser Tour sieht man unter anderem Tree Moulds, von Lava umschlossene und verbrannte Bäume, die hohle, versteinerte Lavalöcher hinterließen. Eine schaurig-schöne Mondlandschaft. Mal was anderes zwischen all den idyllischen Landschaften und Wasserfällen...


Liebe Grüße aus Kanada an euch alle
schicken Uwe und Sylvie :)

 

Achso... bitte beachtet unsere Umfrage am Ende der Bildergallerie :)

 

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