Backbone of the Continent... (29.08. - 02.10.09)


Vom Lavabed Provincial Park gings weiter über den Highway 16 zum viertgrößten Provincial Park in British Columbia, dieser steht im Zeichen vieler schöner Wasserfälle. Die kleine Stadt Clearwater ist das Tor zum Wells Gray Provincial Park. Auf den ersten asphaltierten 45 Kilometern ist viel los, das liegt sicher an den bekannten Highlights: Spahats Falls, Dawson Falls (kleine Niagarafälle), Moul Falls (hinter die kann man gehen) und Helmcken Falls. Letztere zählen mit 141 Metern zu den höchsten Falls in Kanada. Von den Tourimassen abgeschreckt gings weiter hinein in den Park. Die Trails sind glücklicherweise gar nicht voll mit Menschen, weil die meisten mit ihren riesen Campern bis an die Attraktion fahren und keinen Schritt laufen wollen. So gingen wir hiken :)


Das erste Ziel sollte die Ray Farm / Mineral Springs sein. Auf diesem schönen Trail kann man etwas über die bis 1946 betriebene Farm der Familie Ray erfahren. Die Reste der Holzhäuser werden von der Natur langsam zurückerobert. Weiter am Trail entlang befinden sich die Mineral Springs - die sehen aus wie ein kleiner Vulkan aus dem Wasser blubbert. Die Umgebung ist durch das Calcium Carbonat ganz rot. Das Wasser schmeckt etwas bitter und prickelt auf der Zunge.


Eine weitere Attraktion des Parks ist Baileys Chute, eine große, wilde Stromschnelle, über die die Lachse auf dem Weg zu ihrem Laichplatz versuchen hinwegzukommen. Man kann beobachten (vorausgesetzt man ist im Spätsommer hier), wie sie aus dem Wasser springen und durch die Strömung wieder zurückgetrieben werden. Da die Stromschnelle für sie unüberwindbar ist, müssen sie trotz ihrer langen und beschwerlichen Reise aus dem Pazifik (500 Kilometer und mehr) ein Stück zurück, um an einer ruhigen Stelle laichen zu können.


Am nächsten Tag entschieden wir uns die größten Falls des Parks über den South Rim Trail zu besuchen. Man wandert gegenüber der Aussichtsplattform am Rand eines Canyons entlang - da kribbelt es einem ganz schön im Bauch. Hier gibt es keine Zäune oder Absperrungen und man hat daher eine ungetrübte Aussicht auf die Falls.


Nach so vielen Falls gings weiter zum höchsten Berg der kanadischen Rockies (3954 Meter) - dem Mount Robson Provincial Park. Hier gibts einen anstrengenden, schönen Trail zu einem Lookout, von dem man Mt. Robson ungestört in seiner ganzen Schönheit bewundern kann. Direkt daneben steht der Mount Terry Fox. Dieser Berg ist nach einem jungen Kanadier benannt, der mit 22 Jahren seinen „Marathon of Hope" von der Ostküste zur Westküste startete, um so Spenden für die Krebsforschung zu sammeln. Er selbst verlor mit 18 durch Knochenkrebs sein rechtes Bein. Terry lief mit einer Beinprothese jeden Tag eine Marathonstrecke (42 Kilometer). Nach 5370 Kilometern musste er sein Vorhaben aufgeben, da sich der Krebs in seiner Lunge ausgebreitet hatte. Er starb 1981, einen Monat bevor er sein 23. Lebensjahr erreichte. Sein Engagement erreichte die Herzen der Kanadier und heute finden in über 500 Ländern Terry Fox Veranstaltungen statt, um Spenden für die Krebsforschung zu sammeln.


Der nächste Tag führte uns in den Jasper NP. Dies ist einer der schönsten National Parks Kanadas. Hier kann man viel wandern, Gletscher bestaunen, wilde Tiere sehen und schön Campen. Nie zuvor sahen wir so viele Wapitis und Kojoten wie hier - man kann sie ganz leicht von der Straße aus beobachten. Sogar einen Wolf haben wir gesehen! Neben bekannten Touristenattraktionen wie dem Maligne Lake, gibt es auch versteckte Seen wie den Mona Lake und den Lorraine Lake, zu denen man erst wandern muss, dafür dann aber alleine ist. Viel besser!


Da das Wetter es gut mit uns meinte und es viele Trails in Jasper gibt, standen wir bei Sonnenaufgang auf, um möglichst viele Tiere und wenig Touris zu sehen und gingen wandern. Auch wenn wir keine Tiere sahen, wurden wir durch den Anblick der von der Sonne angestrahlten Berge belohnt. Am Nachmittag ruhten wir uns am Lagerfeuer mit lecker Bannock aus und hörten am Abend die Kojoten streiten.


Nach einer ganzen Woche im Jasper NP ging es den Icefields Parkway Richtung Süden in den Banff NP. Auf dieser Strecke kommt man am Icefield Centre vorbei. Hier kann man bis zur Zehe des Athabasca Gletschers laufen. Dieser hat seit 1885 60% seines Volumens verloren. In 100 Jahren ist davon nicht mehr viel übrig und eine wichtige Wasserressource wird fehlen.


Gleich daneben gibt's den sehr schönen Parker Ridge Trail, der auf 2,5 Kilometer um 275 Meter über die Baumgrenze steigt. Doch die Anstrengung lohnt sich, man hat einen superschönen Panoramablick über die Rockies und einen Teil des Columbia Icefields. Atemberaubend!


Da der Banff NP anscheinend zu jeder Jahreszeit völlig von Touris überlaufen ist, sind wir hier nur durchgefahren und machten noch mal einen Abstecher in den Yoho NP zu den Takakkaw Falls (die waren beim ersten Besuch noch wegen Schnee geschlossen). Das Wasser stürtzt hier 254 Meter in die Tiefe und ist ein echter Hingucker :)
Aber auch die Straße dahin ist ein kleines Abenteuer und so mussten wir selbst mit dem fünf Meter langen Schmiddie in der Kurve der Serpentinenstraße rangieren.


Zwischen den vielen Wanderungen genossen wir auch etwas Kultur und schmuggelten uns zum Studentenpreis ins Whyte Museum in Banff. Hier gab es eine Gletscherfotoausstellung und Bilder des Tierzeichners Robert Bateman. Wirklich sehr schön!


Bei schönstem Wetter setzten wir unsere Rocky-Tour gen Süden durch das Kananaskis Country fort. Auch hier waren die Trails nicht vor uns sicher. Wir wanderten den Ptarmigan Cirque - ein wunderschöner Trail zu einer alpinen Meadow. Hier sahen wir Grizzlybuddelspuren, einen Hermelin, Chipmunks und Pikas! Außerdem gibt es einen wunderschönen Ausblick über die Highwood Area.


Danach ging weiter zum hochgelobten Waterton NP. Dieser Park zieht sich bis in die USA und ist etwas ganz besonderes! Hier treffen sich Pärie, Wälder, Gletscher und tiefe Seen. In dem seit 1995 ausgewiesenen UNESCO Welterbe gibt es mehr als 250 Vogelarten, 25 Fischarten und 70 Säugetierarten. Kein Wunder also, dass wir selbst bei größtem Wochenendbetrieb auf dem Rückweg des Summit Lake Trails keine 20 Meter vor uns einem Schwarzbären begegneten. Das war ein Schreck! Aber hier konnten wir endlich das anwenden, was wir in so vielen Flyern gelesen hatten. Wir hoben unsere Arme und sprachen ruhig auf den Bären ein: Eaaaasy Bear... Jogi Bear...
Da schien er zu begreifen, dass wir Menschen sind und stapfte noch ein paar Schritte auf uns zu, bevor er im Wald verschwand. Trotz unserer Gespräche konnte uns der Bär nicht hören oder riechen, da der Wind in unsere Richtung wehte. Ehe wir mit zittrigen Beinen weitergingen, machten wir extra laut, klatschten und riefen, um sicher zu sein, dass der Bär nicht noch mal rauskommt.


Ende September ist hier die Elk rut (Hirsch Brunft) in vollem Gange, deshalb veranstaltet der Park ein Wildlife Weekend. Hier gibt es Workshops, Horsebackriding und Slide Shows. Wir besuchten die sehr interessanten Diavorträge zu Bären und Wölfen.


Wenn man Bären sehen will, fährt man die Red Rock Canyon Straße entlang und hat eine große Chance, sie nach Futter suchend am Hang beobachten zu können. Da entsteht leicht ein Stau von Schaulustigen. Wir sahen in sieben Tagen neun Bären. Will man den Wapitis lieber bei der Brunft zuschauen, fährt man zu den Blakiston Flats. Hier kämpfen Hirsche um die Gunst der Weibchen. Man hört die Brunftschreie der herausfordernden Hirsche und die zusammenkrachenden Geweihe. Wir hatten Glück und sahen in dem Getümmel sogar einen Cougar (Puma). Im Waterton NP gibt es unzählige Möglichkeiten zum Hiken. Auch die nutzen wir natürlich wieder aus.


Nach einer schönen Zeit im Waterton NP fuhren wir wieder Richtung Norden zum letzten Nationalpark auf unserer Rocky-Tour: dem Kootenay NP. Erstmal angekommen ließen wir alle Viere grade sein und stürzten uns in die heißen Fluten der Radium Hot Springs. Wir brüteten über drei Stunden im natürlich heißen Mineralwasser :)
Eine willkommene Abwechslung nach der vielen Wanderei.


Nach einer Nacht mit Eisblumen im Schmiddie, wussten wir, dass der kurze Sommer in den Rockies nun langsam zu Ende war. Auf dem Stanley Glacier Trail wurde uns das noch einmal durch den ersten Schnee bestätigt. Der erste Teil dieses schönen Trails führte durch das Gebiet des Waldfeuers von 2003 (durch große Trockenheit und Blitzschlag ausgelöst), welches über 12 % des Kootenay NP vernichtete. Aber das ist nicht schlimm, denn wie man hier überall erfährt, gehört Feuer zum Kreislauf der Natur. Durch das Feuer, was durchschnittlich aller 200 - 300 Jahre auftritt, wird die dichte Vegetation ausgedünnt und Platz für neue Wiesen und später Wälder geschaffen. Die Zapfen der Lodgepole Pines öffnen sich erst im Feuer und die gerade erkaltete Asche bietet einen perfekten Nährboden - besser als in jeder Gärtnerei. Der sonnenliebende Baum wächst, doch nach einem Jahrhundert beginnt die Black oder White Spruce den Wald zu dominieren, denn diese gedeihen auch ohne direktes Sonnenlicht sehr gut. Dann ist es meist an der Zeit, dass ein neues Waldfeuer kommt. Nach einem Feuer ist der Boden fruchtbarer und die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen sehr viel höher als zuvor. Die angebrannten Bäume bieten nun auch Schutz für Fledermäuse, Vögel und kleine Nager. So kann man zum Abschluss sagen, dass das Feuer eine Art Recycler des Waldes ist und einfach dazugehört.


Einer der schönsten Canyons der ganzen Welt :) ist der Marble Canyon. Hier kann man auf einem Trail viel über die Entstehung des Canyons erfahren und über die Schluchten hinwegspazieren. Sehr sehenswert! Nicht weit davon entfernt kann man auch die gelb-orangenen Paint Pots besuchen. Hier spült Wasser Eisenoxid aus der Erde an die Oberfläche und färbt die ganze Umgebung ein. Die Schuhe sehen nach einem Besuch auch ganz anders aus :)


So ging der schönste Teil unserer Kanadareise zu Ende und wir fuhren wieder Richtung Westen. Dabei kamen wir wieder am Mount Revelstoke NP vorbei. Hier versuchten wir unser Glück noch einmal und schafften es diesmal bis zum Gipfel (der Anfang Juni noch geschlossen war). Hier liefen wir durch die schönste Winterlandschaft, denn in dieser Höhe (1860 Meter) hat der Winter bereits Einzug gehalten. Bis März schneit es hier über vier Meter schön viel Schnee :) Herrlich!


Nach diesen wunderschönen Erlebnissen geht's durchs Okanagan Valley und dann noch mal auf die Insel.

 


Wir freuen uns immer über liebe Gästebucheinträge ;)


Liebe Grüße an euch alle
Sylvie und Uwe


P.S. Der Congdon Creek Campground ist im Sommer wegen der Bären auf Beerensuche für Zelte geschlossen. Hattet ihr es richtig? :)

 

 

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