National-Park-Hopping... (12. - 20.06.09)


... Revelstoke also... die Stadt beeindruckte uns nicht so sehr. Dafür begann hier endlich die große National-Park-Tour. Ein Bündel von insgesamt fünf National Parks (NP) beginnt hier, wenn man vom westlichen Hwy 1 kommt. Der erste Park heißt Mount Revelstoke NP.
Am Eingang des Parks kauften wir unsere Jahrestickets für alle NPs in Kanada. Wie der Name schon sagt, ist dieser kleine NP auf einem Berg. Deshalb war auch auf der Hälfte der Straße nach oben Schluss, wegen Schnee. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg und versuchten uns am Summit-Trail. Voller Eifer haben wir uns nicht wirklich schlau gemacht, welche Steigung dieser Trail hatte, sondern sind einfach losgelaufen. Der Weg stieg und stieg und stieg (gefühlte 90% Steigung, der komplette Trail ist 10 km lang und überwindet eine Höhe von 1230 m) und Sylvie war nur am rummaulen (Letterboxing mit dem L-UKe Team war dagegen nur Kindergarten ;) )... bis wir zur Schneegrenze kamen. Da ging es wirklich nicht weiter. War irgendwie deprimierend. Nur Bäume und Mücken um uns... wir sind wandelnde Mückenstiche.


Aber für Sylvie war nicht alles schlimm, denn unterwegs gabs schöne Schmelzwasserflüsse und auch ein kleines kanadisches Eichhörnchen konnten wir beim Futtern beobachten.


Der nächste kurze Wanderweg führte uns durch ein Wäldchen von über 500 Jahre alten Zedern. Die waren riesig.


Weiter gings noch am selben Tag in den Glacier National Park. Dort besuchten wir das Rogers Pass Visitor Centre mit Museum. Hier kann man sich Infos über die Beschaffenheit (Schnee, Schlamm, Bear in the Area, Geschlossen) der Trails holen. Im Glacier NP übernachteten wir an einem der schönsten Gebirgspässe der ganzen Welt. Dafür war es ziemlich frisch :)


Nach einem stärkenden Frühstück in der Morgensonne wanderten wir wieder. Diesmal suchten wir uns einen Rentner-Trail ohne Steigung raus, den wir sehr genossen, da zwischendurch immer mal Infotafeln standen, die die Geschichte dieses Weges beschrieben: Abandoned Rails, hier verlief früher die Railway Pacific Canadian Zuglinie. Die erste Verbindung zwischen den großen Ozeanen, zwischen Ost und West. Hier passierten um 1910 zwei große, tragische Lawinenunglücke, die damals viele Menschenleben forderten. Heute kann man auf der alten Zugstrecke wandern, denn die neue Strecke läuft am Hwy entlang.


Doch nicht genug vom wandern, außerdem gings noch zum Bears Creek. Das war ein kurzer Trail mit einem erfrischenden, eiskalten Wasserfall am Ende. Unsere ständigen Begleiter sind Bärenglöckchen am Fuß, die aber nur zur Vorsorge. Außerdem soll man in unübersichtlichem Gelände laut quatschen, pfeifen, singen oder klatschen, damit eine Überraschungsbegegnung mit einem Bären ausbleibt.


Wir fuhren weiter zum Yoho National Park, der sich als unser Liebling entpuppen sollte. Gleich zu Beginn gings rechts ab zu den Wapta Falls. Nach einem kurzen Trail durch den Wald erreichten wir die Wasserfälle. Extra für uns erschien pünktlich zum Fototermin ein Regenbogen. Wir genossen den kalten Sprühregen, der uns vom Wasser entgegenkam und starrten einfach eine Weile gedankenverloren in die Tiefe.


Auf der Suche nach einem geeigneten, kostenlosen Schlafplatz, die im National Park Gebiet sehr rar sind, weil hier die Touris ja auch Geld lassen sollen, kamen wir an der verschlafenen, kleinen Stadt Field vorbei. Hier fanden wir einen Camperparkplatz hinter einem Hotel.


Der nächste Tag führte uns zu gleich zwei Attraktionen des Yoho NP: der Natural Bridge und dem Emerald Lake. Die Natural Bridge ist entstanden, indem sich das Wasser durch den Stein gefressen hat und einen Bogen über sich hinterließ, der den Eindruck einer Brücke erweckt. Sehr beeindruckend. Lieder können unsere Fotos das gar nicht so gut rüberbringen... die Natur hier ist so überwältigend, das muss man mit eigenen Augen gesehen haben, also kommt alle her ;)


Die Straße ging weiter bis zum Emerald Lake, ein türkis-blauer See, wie aus dem Reisekatalog. Leider waren die Lodges dort alle ausgebucht, sonst hätten wir eingecheckt :) Ein Haus auf Stelzen mit Kamin, hach ja...
Die Farbe des Sees kommt durch die kleinen Gestein- und Sandpartikelchen zustande, die vom Gletscherwasser mitgebracht werden. So schön das auch aussieht, die Kälte und das wenige Licht lassen leider wenig Leben entstehen.
Dieser Ort war für uns der bisher schönste. Wir wanderten um den See herum und genossen das Schauspiel der Natur.


Dummerweise hat Schmiddie uns nicht Bescheid gesagt, dass wir das Licht vergessen hatten... die Batterie war runter. Nach kurzem Rumfragen fand sich eine nette Frau mit Starterkabel. Nun mussten wir noch einen kleinen Umweg fahren, um die Batterie aufzuladen. Das war aber gar nicht schlimm, denn so sahen wir unseren ERSTEN SCHWARZBÄREN direkt vor uns über die Straße flitzen. Ein besonderes Erlebnis, was und gleich ein 20-Minuten-Lächeln bescherte.
Wir übernachteten wieder in Field und sahen an diesem Abend noch einen Wapiti-Hirsch auf der anderen Straßenseite grasen. Er war riesig und durch das Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos sah man sein großes Geweih aufleuchten.


Weil es in Field so schön war, blieben wir noch einen Tag und nutzen das Regenwetter für einen ersten Frühlingsputz im Schmiddie. Außerdem bummelten wir noch durch die Stadt und machten den ersten Tag unserer Kanadatour mal richtig faul.


Ein weiteres Highlight im Yoho NP sind die Takawakka Falls. Diese stürzen 70 Meter in die Tiefe und sind somit die zweithöchsten Wasserfälle in Kanada. Leider war die Straße dahin noch geschlossen, deswegen können wir euch nicht mit Bildern versorgen. Sehr schade.


Weiter gings nach Lake Louise im Banff National Park. Dieser ist einer der Touristenattraktionen schlechthin. Leider merkt man das auch. Menschenandrang wie im Disneyland auch außerhalb der Saison. Der See ist ähnlich wie der Emerald Lake, das besondere hier ist der 80 m dicke Victoria-Gletscher, der sich direkt gegenüber dem architektonischen Meisterwerk Fairmont Chateau Lake Louise erstreckt. Dieser Hotel-Klotz und auch die vielen Menschenmassen zeigten einmal mehr, dass nicht alles stimmt, was im Reiseführer steht. Wir sprangen schnell wieder in unseren Schmiddie und fuhren weiter zu einem abgelegenen Gletschersee, genannt Lake Moraine. Hier war nicht so viel los, obwohl die Kulisse nicht weniger schön ist.


In der Nähe vom Lake Louise fanden wir ein kaltes Schlafplätzchen.


Am nächsten Tag fuhren wir über den Bow Valley Parkway, welcher parallel zum Hwy 1 verläuft, zur Stadt Banff. Unterwegs hielten wir ein paar Mal an Aussichtspunkten mit Infotafeln und besuchten den Johnston Canyon, der sich in 8000 Jahren über 30 m ins Gestein gefressen hat und glatte Felswände hinterließ. Wirklich beeindruckend. Durch eine kleine Höhle konnte man sich direkt vom Wasserfall nassmachen lassen :) Außerdem sahen wir auf unserem Weg nach Banff wieder einen Schwarzbären, Wapitis und sogar einen Kolibri. Letzterer war leider zu schnell für die Linse.


Im Touristenstädtchen Banff gingen wir auf der Banff Avenue noch ein bisschen spazieren. Hier kann man einen Gift-Shop am anderen finden. Es gab auch einen Schokoladenladen, da konnte man übers Schaufenster zusehen, wie alles hergestellt wird. Eine Quälerei für die Geldbörse eines Reisenden.


Nach einer kleinen Stärkung fuhren wir weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit des Banff NP - der Lake Minnewanka. Ihr seht, wir ruhen nicht :)
Danach entschieden wir uns, in der Nähe unseren Schlafplatz aufzuschlagen. An einem Parkplatz, wo es scheinbar nicht verboten war zu übernachten (darauf achten wir ja immer), blieben wir stehen.


Am nächsten Morgen war die Überraschung umso größer, als wir einen rosa Zettel mit der Aufschrift „Warning Notice" von einem Park Warden hinter dem Scheibenwischer kleben hatten. Anscheinend durfte man da eben doch nicht parken... wo immer auch das Schild stand... wir haben es nicht gesehen. Wahrscheinlich haben es die Wapitis aufgegessen, die konnten wir von unserem Bettchen nämlich noch über die Wiesen hüpfen sehen.


Zum Glück war es jedoch nur eine Verwarnung, die aber ihre Wirkung hatte. Wir studierten gleich unser Infomaterial und fanden einen Campingplatz, zufällig wieder an einem See. Der Two Jack Lake, der aber leider, wie alle Gletscherseen hier, nicht zum Baden geeignet ist (schön verlockend siehts ja aus), da die Wassertemperatur im Sommer nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt. Hier checkten wir gleich früh ein, da die Campgrounds am Wochenende meist voll sind. Wir buchten gleich eine Fire-Permit (Feuer-Erlaubnis) dazu, so konnten wir am Abend ein schönes Lagerfeuer machen. Knüppelteig und Marshmallows am eigenst geschnitzten Stock waren auch dabei. Uwe hat wie ein Weltmeister Holz gehackt und Sylvie stand applaudierend daneben, so ging das Feuer dann fast bis zur Baumkrone ;)
Das war ein toller Abend.


Wir grüßen alle Daheimgebliebenden und hoffen, dass ihr jetzt gelb geworden seid *lach*


Bis bald,
Eure Sylvie und Euer Uwe

 

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