Willkommen zu Hause... (06.08. - 02.09.2011)

 

Am 06. August war es endlich wieder soweit. Früh um 04:45 Uhr klingelte der Wecker, 16:30 Uhr erhoben wir uns gen Himmel, um 17:30 Uhr (kurzer Flug, wa?) in Vancouver zu landen.

Per Taxi rauschten wir zu Rolf und zu unserem Schmiddie, der bereits sehnsüchtig auf uns wartete. Dank Rolf hatte er neue Wanderschuhe und Scheinwerfer. Der Service war auch schon gemacht und so mussten wir nur noch zur Versicherung. Nach einer guten halben Stunde konnten wir unser neues Nummernschild (075 XER) an Schmiddie schrauben. Das Wochenende verbrachten wir noch in Vancouver, um gleich Montag früh noch die BCAA (kanadischer ADAC) Premium (!) Mitgliedschaft bei Paul (dessen ganze Verwandtschaft in Deutschland lebt) abzuschließen.

 

Anschließend machten wir uns schnell auf den Weg Richtung Osten. Wir fuhren auf dem Highway 1 und bei Hope (hier wurde übrigens Rambo I gedreht!) gings auf den Highway 3 (Crowsnest Hwy). Unsere erste Station war der EC Manning Provincial Park. Bereits hier war uns aufgefallen, dass Schmiddie seltsam riecht… (Uwe hier riechts so seltsam; Hä? Nee, ich riech nix) Erst, als es Sylvie im Hals kratzte, gingen wir der Sache auf den Grund. Siehe da, die Zusatzbatterie war ganz heiß… sehr heiß. Die Zusatzbatterie befindet sich unter dem Beifahrersitz und ist für das Funktionieren von Lampen im Innenraum und Wasserpumpe verantwortlich. Also gönnten wir Schmiddie eine Pause und checken auf dem ersten richtigen Campground ein. Hier liefen wir am nächsten Tag den Canyon Nature Loop Trail. Hübsch.

 

Das Batterieproblem bestand weiterhin und so mussten wir uns eine Werkstatt suchen. In Princeton fuhren wir zu Mac’s Auto Parts. Hier wurden wir nett beraten und wechselten mit ausgeliehenem Werkzeug fix die Batterie aus. Kleine Info am Rande: unsere Zusatzbatterie war die schlechteste, die Mac je getestet hat ;)

 

Voller Tatendrang gings am hübschen Grand Forks vorbei weiter nach Nelson. Eine alte Bergbaustadt, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und zum Pflichtprogramm der Region gehört. Leider gingen die bekannten Backsteinhäuschen hinter den Werbeplakaten und Markisen etwas unter. Auch eine autofreie Zone in der Baker Street (hier befinden sich die meisten der alten Gebäude in Downtown) wäre nicht schlecht. Es war leider ziemlich laut und hektisch. So fuhren wir schnell weiter nach Balfour, um mit der kostenlosen Fähre M.V. Osprey 2000 nach Kootenay Bay überzusetzen. Die Fahrt dauerte 45 Minuten, ist kostenlos und lohnt sich sehr. Wir übernachteten im Lockhart Beach Provincial Park, ein Besuch ist wirklich empfehlenswert. Hier machten wir unseren ersten richtigen Kanadaabend: Lagerfeuer und Knüppelteig.

 

Mit kurzen Stopps am Wasa Lake und Premier Lake Provincial Park (hier gibt’s nen Trail zum Turtle Lake, wo tatsächlich Schildkröten leben!), war es nicht mehr weit bis zu den Kootenay Rockies. In Invermere mussten wir einen unfreiwilligen Halt bei Mister Tire einlegen, eines unserer Radventile war gerissen und Luft zischte aus dem Reifen. Doch dank Tony hatten wir nach 10 Minuten ein neues Ventil.

 

Nachdem wir uns in Radium Hot Springs mit allem notwendigen eingedeckt hatten, gings in den Kootenay National Park. Hier wanderten wir unter anderem den Numa Creek Trail. Dieser startet an den Numa Falls und folgt dem gleichnamigen Creek zu einem Backcountry Campground. Hier kann man, entsprechend ausgerüstet, übernachten und seinen Proviant in bärensicheren Behältern verwahren. Von hier aus kann man verschiedene Wanderwege kombinieren und so mehrere Tage oder Wochen durch die Berge wandern.

 

Von den Kootenay Rockies gings weiter nach Canmore, wo wir, den einzigen Regentag während unseres Aufenthaltes, als Servicetag verbrachten. Nachdem wir fleißig Wäsche gewaschen, Postkarten geschrieben und eingekauft hatten, fuhren wir in unser geliebtes Kananaskis Country. Hier wanderten wir den Upper Kananaskis Lake Trail. 16 Kilometer um den schönen türkisblauen See mit wechselhafter Umgebung… wenn man im Kananaskis ist, sollte man diesen Trail unbedingt laufen. In diesem Jahr waren im gesamten K-Country überall Bären aktiv. Aus diesem Grund hatten Ranger zur Sicherheit der Bären und Wanderer einige Wege geschlossen, auf den übrigen war viel Wachsamkeit erforderlich. Deshalb benutzten wir unsere Büffelhornpfeife sekündlich :)

 

Am nächsten Tag wanderten wir den anstrengenden (und ich betone: auch Uwe war außer Atem!!!) Kananaskis Fire Lookout Trail. Doch wie immer lohnte sich der Anstieg und wir wurden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Der Fire Lookout selbst ist von Juni bis September bewohnt und mit allerlei technischen Gerätschaften ausgestattet. Wir hatten Glück und die netten Feuerbeobachter luden uns in die Beobachtungskanzel ein. Hier erfuhren wir einiges über die Methoden der Feuererkennung und das Leben auf einem solchen Beobachtungspunkt. Uns wurde auch erklärt, dass in der Provinz Alberta, im Gegensatz zu British Columbia, der Pine Beetle (Borkenkäfer) gezielt mit Baumverbrennungen vernichtet wird.

 

Auch der Ptarmigan Cirque war wieder auf unserem Plan. Diesen Trail wollten wir unbedingt noch mal erleben, da er uns beim letzten Mal so sehr gefallen hatte. Wir verbrachten den Sonnenaufgang am Upper Kananaskis Lake, dann gings zum „Tieregucken“ auf den Highway 40. Wir sahen einen Schwarzbären, Rocky Mountain Sheeps, Kolibris, eine Elchkuh mit Kalb und zwei Wolfswelpen. Die Sichtung der Wölfe meldeten wir im nahegelegenen Visitorcenter. Hier wurde die Nachricht aufgeregt entgegengenommen, da in diesem Gebiet nur wenige Wölfe vorkommen.

 

Dann ging es auch schon weiter Richtung Norden über den Icefields Parkway (Hwy 93). Hier hatten wir wieder Glück und konnten bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad die Aussicht auf Seen und Gletscher genießen. In Jasper checken wir auf dem Snaring River Campground ein und planten von hier aus mit Hackbällchen, Reis und zum Nachtisch Zimtbannock, die weiteren Tage :)

 

Zur Einstimmung auf den Jasper National Park wanderten wir den kurzen aber schönen Drei-Seen-Trail (Virl, Dorothy, Christine Lake). Hier gibt es eine der ältesten Steinformationen in den Rockies… über 600 Millionen Jahre. Ganz schön alt.

 

Schon am nächsten Tag gings richtig los: Sulphur Skyline, zwar nur 5 km, aber 700 Meter Steigung, die wir in zwei Stunden schafften und dann aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. Eindeutig einer der schönsten Day Hikes in Jasper! Leider konnten wir uns auf dem Rückweg nicht in den Miette Hot Springs verwöhnen lassen, denn die waren zu voll… aber das holten wir direkt am nächsten Morgen nach. Es regnete etwas und wir saßen pünktlich 8 Uhr in den dampfenden Pools. Nicht weit vom heutigen Pool führt ein Weg zum ehemaligen Poolhaus (1939 – 1984). Dort kann man auch die Quelle der Miette Hot Springs bewundern, die die heißeste in den gesamten Rockies ist. 54 Grad werden für die Pools auf maximal 40 Grad heruntergekühlt.

 

Nach unserem gemütlichen Tagesanbruch gings auf der Maligne Road zum Medicine Lake. Dort machten wir uns auf die Pirsch nach den kleinen Pikas (Pfeifhasen) und schossen ein paar schöne Bilder. Bei einem Stadtbummel in Jasper gönnten wir uns eine 12“ Chicken Ranch Pizza für 20 Dollar. Die war jeden einzelnen Cent wert. Wer also jemals bei Lou Lou’s Breakfast und Pizzeria in Jasper einkehrt, sollte diese Pizza nehmen :)

 

Die Abenteuer wollten gar nicht enden und am nächsten Tag erkundeten wir Mount Edith Cavell. Dorthin gibt es zwar eine neu geteerte Straße bergauf, die ist aber ziemlich eng und nervenaufreibend. Autos, die länger als 7 Meter sind, müssen unten bleiben.

Wir wanderten den Cavell Meadows Trail, der sich durchs Gletschertal, bis hinauf zu alpinen Wiesen zog. Da in diesem Jahr der Winter sehr lang war, blühten viele Juni- und Juliblumen erst im August. Die Blütenpracht war schier unbeschreiblich :) Außerdem gabs Murmeltiere und kleine Hühnchen, die white-tailed Ptarmigans heißen. Sehr süß.

Vom gesamten Trail aus, konnte man den Angel- und Cavellgletscher bewundern. Diesen kommt man dann auf dem Rückweg ganz nah und am milchig-blauen Gletschersee kann man seine Bemme gnubborn :)

 

Edith Cavell war eine britische Krankenschwester, die im Ersten Weltkrieg in Brüssel im Lazarett arbeitete. Auch nachdem Brüssel von den deutschen Soldaten eingenommen wurde, blieb Edith und behandelte weiter. Sie verhalf über 200 alliierten Soldaten zur Flucht. 1915 wurde sie durch ein Erschießungskommando hingerichtet.

 

Nach einer kurzen, aber schönen Zeit im Jasper National Park, gings wieder auf den Icefields Parkway Richtung Süden – die Rückfahrt nach Vancouver begann…

Ganz in der Nähe des bekannten Athabascagletschers checkten wir auf dem Wilcox Creek Campground ein. Das ist Kanadas Highest Roadside Campground! Hier suchten wir uns eine Site mit Gletscherblick (Site 2 – für die unter euch, die es auch mal probieren möchten). Am Campground begann der Trail zum Wilcox Pass. Den nahmen wir natürlich mit. Dieser ist, ähnlich wie der Nigel Pass ein schöner Trail, aber nicht wirklich etwas für Day Hiker, hier müsste man richtig ausgestattet sein und weiter ins Backcountry wandern. Da diese Trails kein „richtiges, ausgewiesenes Ende“ haben, weiß man gar nicht so recht wann eigentlich Schluss ist. Aber ein weiteres Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Der Helen Lake im Banff NP. Auf sieben Kilometern überwindet man 550 Höhenmeter, ein schöner Trail, der in einem kleinen Tal direkt am Helen Lake endete. Von hier aus ging es noch eine weitere Etappe nach oben. Dann ist man auf 2400 Metern und hat eine großartige Aussicht. Für den fortgeschrittenen Wanderer gings sogar noch ein Stück weiter, hinauf zum Cirque Peak, bis auf 2993 Meter.

 

Auch die Bow Glacier Falls sind ein guter Half Day Hike. Hier lohnt es sich aber früh aufzustehen, da auf dem Weg die Num-ti-jah Lodge steht und hier halten am Tag geschätzte 5000 Busse mit dicken Menschen. Aussteigen, Foto machen, essen, weiterfahren.

 

Von hier aus gings dann schnurstracks Richtung Westen, über die sehenswerte Ausweichroute Highway 99 (mit 15 Prozent Gefällen, bei denen Schmiddies Bremsen glühten) zu den Coast Mountains. Zwischen diesen zwei Gebirgen sieht alles aus wie in einem Western – Steppe und kleines Gestrüpp.

 

In den Coast Mountains liefen wir zum Abschluss noch den Joffre Lakes Trail. Dieser stellte sich als große Herausforderung für Sylvies kleine Beine dar, die es nur bis zum Middlelake schafften. Aber hier war es auch sehr schön.

 

Auf dem Rückweg verbrachten wir noch etwas Zeit in Squamish und an der Porteau Cove. Wir räumten auf und putzen Schmiddie, meldeten die Versicherung ab und dann kam das Taxi zum Flughafen…

 

top

Aktuelles

free counters