There and back again (16.06. - 12.07.2014)

 

Nach den üblichen Formalitäten vor dem Urlaub (inkl. Fellbündel Yuki verabschieden und Flug) fanden wir uns am 16.06. endlich in Vancouver wieder. Schmiddie wartete moosgrün auf Rolfs Grundstück auf uns. Es dauerte nicht lange und wir konnten ihm wieder neue Nummernschilder an die Stoßstangen schrauben. Weil Schmiddie die grüne Farbe gar nicht stand, schrubbten wir ihn kräftig ab und fuhren glänzend vom Hof *blingbling*

 

Der erste Weg führte uns nach Abbotsfort, zum Grenzübergang Kanada / USA. Dort bekamen wir von einem netten Grenzbeamten unser 90-Tage-Visum in den Reisepass getackert. Dann ging es weiter über den Highway 20 in den North Cascades National Park, in dem wir uns den Interagency Pass kauften. Dieser Pass ermöglicht den Eintritt für ein Jahr in allen National Parks in den USA.

 

Der North Cascades National Park ist in jedem Fall einen Abstecher wert. Wir waren in diesem Jahr leider etwas früh dran und es lag noch eine Menge Schnee in diesem Hochgebirge. Hier gibt es mehr als 300 Gletscher und eine Menge von Menschen unbeeinflusste Natur. Wir befanden uns jedoch auf der Durchreise zum Yellowstone National Park und haben uns daher nicht so viel Zeit genommen. Immerhin den Pyramid Lake Trail und den Gorge Dam/Gorge Creek Falls haben wir uns angeschaut.

 

Direkt hinter den Cascades liegt die hübsche Kleinstadt Winthrop. Die bereits 1883 gegründete Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die ersten Einwohner waren Indianer, später wurde in der Gegend Gold entdeckt und es kamen neue Siedler. Als 1972 der North Cascades Highway gebaut wurde, begannen einige Geschäftsleute Winthrop in eine Westernstadt umzubauen. Hier kann man in typischen Holzhäusern bummeln, lecker essen oder einem Glasbläser bei seinem Handwerk zuschauen.


Weiter ging es dann zum gigantischen Grand Coulee Dam. Er ist das größte Wasserkraftwerk der USA und derzeit das fünftgrößte der Welt. Die Staumauer, welche durch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm von 1933 bis 1942 gebaut wurde, ist fast 1,6 km lang und 168 m hoch. Sie staut den Lake Roosevelt bis auf 250 km zur kanadischen Grenze an.

Der Grand Coulee Dam dient vorrangig zur Bewässerung und Stromerzeugung. Dadurch wurde es in dieser Gegend möglich über 60 unterschiedliche Nutzpflanzen anzupflanzen. Er speist vier Kraftwerke mit 33 Generatoren und erzeugt jährlich 21.000 GWh Strom.

Der Damm hatte aber auch einige negative Auswirkungen auf die Indianerstämme und die Lachswanderung. Wichtige Lachsfangstellen wurden überflutet, die Indianer waren gezwungen wegzuziehen und ihre traditionelle Lebensweise hier zu beenden. Außerdem kann durch das Fehlen von geeigneten Fischtreppen die Lachswanderung zu früheren Laichplätzen nicht mehr stattfinden.

Auf den Hochwasserüberlauf (Spillway) wird am Abend eine Laser Show projiziert, die Bilder über die Geschichte dieses sehr beeindruckenden Bauwerks zeigt.

 

Auf unserer Fahrt nach Yellowstone durchfuhren wir Washington State, einen Zipfel von Idaho und waren schließlich in Montana auf dem Pintlers Veterans' Memorial Scenic Highway (Hwy 1) angelangt. Hier stoppen wir kurz bei Philippsburg, einer der am besten erhaltenen Minenstädte Amerikas. Über 50 liebevoll restaurierte, historische Gebäude kann man bestaunen. In vielen befinden sich heute kleine Geschäfte die zum Bummeln einladen. Nicht umsonst wurde Philipsburg einst zu einem der „Prettiest Painted Places in America“ gewählt.

Nur vier Kilometer, über eine enge und steile Straße entfernt, liegt die Ghost Town Granite. Hier wurde 1872 die reichste Silbermine der Welt entdeckt. Bis zur Wirtschaftskrise von 1893 lebten in Granite über 3.000 Menschen. Die letzte Einwohnerin, Mae Werning, sorgte bis zu ihrem Tod im Jahr 1969 für die mehr und mehr zerfallende Stadt. Sie wurde 75 Jahre alt. Heute sind leider nur noch ein paar Ruinen von der Miner’s Union Hall, vom Haus des Superintendent, vom Hospital, vom Bankgewölbe und von den Mineneingängen zu sehen.

 

Dann gings auch schon weiter nach Yellowstone. Unsere Ankunft passten wir so ab, dass wir gleich am Morgen noch einen Campgroundplatz erhaschen konnten. Da die Saison hier nur vier Monate lang ist, drängeln sich in dieser Zeit über drei Millionen Menschen im National Park. Die Campingplätze sind also schnell voll.

Der Tag war noch jung und so gings zum North Rim Drive am Canyon Village. Hier wanderten wir die Serpentinen hinab zu den Lower Falls. Zu dieser Zeit sind die Wasserfälle durch das Schmelzwasser besonders beeindruckend. An den verschiedenen Lookouts des North Rim Drive kann man gut erkennen, woher der National Park seinen Namen hat. Vor einem erstreckt sich ein gigantischer Canyon aus vulkanischem Gestein, an dem man sich kaum satt sehen kann. Die Färbungen reichen von gelb, orange bis hin zu rot und werden durch geothermisch verfärbtes Eisenvorkommen hervorgerufen.

 

Unsere Tour führte uns dann zum Sulphur Cauldron, dessen blubbernder Schlamm ätzender als Batteriesäure ist. Trotzdem leben in dem über 87 °C heißen Wasser Bakterien, die verschiedene Farben erzeugen.

Weiter gings zum coolen graublauen Mud Volcano und zum Dragons Mouth - eine Höhle aus der Geräusche und Qualm wie von einem Drachen dringen.

Danach kamen wir zum bekanntesten Vertreter seiner Klasse: dem Old Faithful Geyser im Upper Geyer Basin. Dieser bricht zwischen 50 und 127 Minuten aus. Eine Eruption dauert anderthalb bis fünf Minuten und spuckt 14.000 - 32.000 Liter kochendes Wasser aus. Dies erreicht eine Höhe von 30 - 55 Meter.

Auf dem ca. sechs Kilometer langen Rundweg durch dieses Basin läuft man auf einem Holzsteg an Hot Springs, Fumaroles, Steam Geysers und Mudpots vorbei, eins beeindruckender als das andere. Der Höhepunkt am Ende des Stegs ist der Morning Glory Pool, dessen Farben spektakulär aussehen und von hitzeliebenden Organismen, Algen und Bakterien geschaffen werden. Eine Art von ihnen produziert ein Enzym, das dazu beigetragen hat, den genetischen Fingerabdruck zu entwickeln.

Leider werfen Besucher Abfall, Münzen und Steine in den Pool. Diese behindern die Wasserzirkulation und reduzierten die Temperatur. Dies hat zur Folge, dass sich die Farbe verändert, weil orange und gelbe Bakterien, die vorher nur den Rand des Pools gefärbt haben, sich nun zur Mitte hin ausbreiten.

 

Die Sucht nach den thermalen Sehenswürdigkeiten hatte uns gepackt und so besuchten wir nacheinander noch das Black Sand- und Biscuit Basin, das Midway- und Lower Geyser Basin, sowie das Norris Geyser Basin und die Mammoth Hot Springs Terraces.

 

Weltweit gibt es nur fünf Gebiete mit sehr hoher geothermaler Aktivität. Yellowstone ist einer dieser Orte. Es ist ein besonderes Erlebnis, dass wir diesen National Park besuchen durften.

 

Unsere Abende verbrachten wir hier nicht am Lagerfeuer, sondern im Lamar und Hayden Valley. Hier hat man gute Chancen Rocky Mountain Wildlife zu beobachten. Sehr beeindruckend sind die riesigen Herden der Bisons, die direkt an der Straße stehen und so häufig einen Stau verursachen.

 

Über den Nordost-Ausgang des Parks ging es auf den 111 km langen und sehr spektakulären Bear-Tooth-Highway, der uns über den 3.336 Meter hohen gleichnamigen Pass führte. Hier gibt es viele atemberaubende Aussichten. Die spektakuläre Abfahrt zieht sich über viele Kilometer und man benötigt zuverlässige Bremsen.

Danach kamen wir nach Red Lodge, wo wir die kleine aber feine Yellowstone Wildlife Sanctuary besuchten. Ihre Mission ist es sich um Tiere zu kümmern, die nicht mehr in die Wildnis zurückkehren können und die Öffentlichkeit auf den Schutz des Yellowstone Ökosystems aufmerksam zu machen. In der Sanctuary gibt es Schwärzbären, Kojoten, Wölfe, Bisons, Wildkatzen, Luchse, Greifvögel und sogar einen Puma. Die Schicksale der Tiere sind sehr traurig und mit den wenigen finanziellen Mitteln, die den Mitarbeitern gegeben sind, kann man die Arbeit nur bewundern und, wenn es die Reisekasse zulässt, ein paar Dollar spenden.


Unser Weg führte uns durch die Hauptstadt Montanas, in der wir zufällig eine Oldtimer-Show entdeckten. Hier bestaunten wir zahlreiche, alte Schmuckstücke und tranken Homemade Lemonade, die uns kleine Jungs vom grünen Handwagen verkauften.

 

Weiter ging es dann Richtung Glacier National Park. Hier hielten wir kurz im Vistor Center, welches völlig überfüllt war. Auch die berühmte Going-to-the-Sun Road war leider nicht durchgängig befahrbar. So entschieden wir uns, die Südroute über den Hwy 2 zu nehmen. Am Goat Lick Overlook konnten wir trotz Regen Mountain Goats bei der Mineraliensuche beobachten. Wir übernachteten am rustikalen Two Medicine Lake Campground und liefen am nächsten Tag um den gleichnamigen Lake. Von diesem Trail aus kann man schöne Abstecher zu den Rockwell und Twin Falls unternehmen. Im Wald blühte überall Beargrass, eine Lilienart, die nur alle fünf bis sieben Jahre blüht. Indianer webten aus ihnen strapazierbare, wasserdichte Körbe.

Kurz vor Ende des Trails trafen wir noch eine Elchkuh beim Verspeisen frischer Zweige. Da brauchten wir etwas Geduld, bis sie sich vom Trail herunter und in den Wald vorgearbeitet hatte.

 

Über den Chief Mountain Grenzposten gings zurück nach Kanada, in den Waterton Lakes National Park, quasi die kanadische Seite des Glacier National Parks. Hier freuten wir uns schon sehr auf den Canada Day, der in Waterton Town mit einer kleinen Parade gefeiert wurde. Am Abend lauschten wir auf dem Campground indianischen Geschichten und Legenden, die von einem Ältesten der Blackfoot Indianer erzählt wurden.

 

Neuerdings gibt es in Waterton Town eine Hundestaffel mit sieben Border Collies. Sie sollen die Rehe aus der Stadt jagen, damit die Cougars/Pumas ihnen nicht in die Stadt folgen. Eine gute Idee.

 

Und dann endlich war es soweit. Wir wollten den Crypt Lake sehen. Von einigen renommierten Magazinen wurde der Crypt Lake Trail zu den weltweit besten und schönsten Trails gekürt. Hier jagt ein Highlight das nächste: 09:00 Uhr geht die Fähre Miss Waterton Richtung Trailhead zum gegenüberliegenden Seeufer. Die Fahrt dauert 15 Minuten. Nach Verlassen der Fähre drängeln sich die Wanderer auf dem Trail, was sich aber schnell wieder auflöst, da ja jeder seine eigene Geschwindigkeit hat. Bei strahlendem Sonnenschein und 30 Grad ging es also hinauf und hinauf und hinauf... bald verließen wir den schützenden Wald und die Switchbacks wurden trockener und staubiger, bis zu einem 20 Meter langen natürlichen Tunnel, den man halb kriechend durchqueren muss. Direkt im Anschluss führt ein Drahtseil in der Wand an einem schmalen Felsvorsprung entlang. Auf dem Weg dahin kommt man an einigen schönen Wasserfällen vorbei. Auf 2.000 Metern Höhe ist es dann soweit: der Crypt Lake liegt schnee- und eisbedeckt vor einem. Hier kann man es sich gemütlich machen, bevor man wieder nach unten stürzt, um die Fähre zurück zum Hafen zu erwischen. Man hat auf der Wanderung die Möglichkeit, zum Hell Roaring Canyon abzubiegen. Das sollte man erst auf dem Rückweg machen, einerseits, weil man diesen Weg sicherlich nicht als Aufstieg vor sich haben möchte, andererseits weil man dann weiß, ob es die Zeit vor der letzten Fähre noch zulässt.

Auch wenn es im Sommer sehr anstrengend sein kann, so waren wir am Ende sehr glücklich, den Trail gewandert zu sein. Wenn man in Waterton ist, sollte man diesen Trail unbedingt mitnehmen. Selten haben sich eine Dusche und eine Pizza so gut angefühlt, wie nach dieser Wanderung.

 

Der Abschied vom Waterton Lakes National Park fiel uns schwer... doch unsere Weiterfahrt führte uns in unser geliebtes Kananaskis Country... wir kamen über den Hwy 40 ins K-Country und waren geschockt von den immensen Flutschäden vom Frühjahr 2013. Teile der Straßen und ganze Brücken waren weggespült worden. Die Flüsse hatten sich neue Betten gesucht und viele Trails beschädigt. Die Regierung von Alberta stellte allein für diese Region 76 Millionen kanadische Dollar Aufbauhilfe zur Verfügung.

 

Auf dem Canyon Campground richteten wir uns ein und gingen abends noch mal auf Wildlife Safari. Und wir wurden belohnt. Endlich! Unsere ersten Grizzlies aus nächster Nähe. Eine Mami und zwei kleine Cubs. Wir konnten die kleine Familie eine ganze Weile ungestört beobachten, bis es zu dunkel wurde. Das war ein Erlebnis! Am darauffolgenden Abend durften wir noch einen erwachsenen Grizzly beim Löwenzahn futtern beobachten.

 

Am nächsten Tag gings über den Elk Pass Trail zum Frozen Lake, der wie der Name schon sagt, den größten Teil des Jahres zugefroren ist. Am Ufer wuchs ein Teppich aus gelben Gletscherlilien - sehr, sehr schön.

Auch der Ptarmigan Cirque stand wieder auf der Liste. Außerdem haben wir uns die Troll Falls angeschaut. Ein einfacher Trail, den man gut mit der gesamten Familie laufen kann. Über den Wasserfällen wacht eine Felsformation, die ein bisschen wie ein Trollgesicht aussieht. Zur Vogelzugzeit im Frühjahr und Herbst wird dieses Tal von sehr vielen Zugvögeln durchquert und Vogelbeobachter kommen voll auf ihre Kosten.

 

Weiter gings Richtung Banff. Die Stadt hatte es doch tatsächlich geschafft ein 17 Kilometer langes Teilstück des Bow Valley Parkway von März bis Juni für den Verkehr zu sperren. Zumindest halbtags. Die Sperrung wird schon seit 20 Jahren von Parks Canada gefordert. Der östliche Teil des Bow Valleys ist für die Tiere ein extrem wichtiges Gebiet, weil die Südhänge des Tals schnell vom Schnee befreit und voller Gräser und Blüten sind. Hirsche und Rehe bringen ihre Kälbchen hier zur Welt, Wölfe haben ihre Höhlen hier und Bären kommen in der frühen Saison nach ihrer Winterruhe zur Futtersuche her. Banff ist jedoch nicht das Wohl der Tiere, sondern vielmehr der touristische Profit wichtig. Die Hotellobby nimmt in den National Parks leider eine zu große Rolle ein.

 

Unsere letzte Wanderung führte uns zum Arnica und Vista Lake. Wie es der Name vermuten lässt, gibt es am Ufer des Arnica Lakes eine Menge Arnikas. Der Weg ist anstrengend, aber, wie es die anstrengenden Wanderungen immer so an sich haben, auch sehr lohnenswert, weil man auf dem Weg zu den Seen schöne Aussichten genießen kann. Als Belohnung haben wir uns in den Radium Hot Springs bei 30 Grad Luft- und 39 Grad Wassertemperatur so richtig schön durchgaren lassen.

 

Uwe ist während des Urlaubs immer wieder auf der Suche nach einer Compact Flash Karte für seine Kamera gewesen. Leider ist es in Nordamerika scheinbar nicht ganz so einfach, diesen Kartentyp aufzutreiben, deshalb unser Tipp: genug Speicherkarten einpacken!

 

Weiter gings nach Fort Steele in der Nähe von Cranbrook. Hier kann man in einer restaurierten Pionier-Boomtown von 1890 viel über das damalige Leben erfahren. Das Freilichtmuseum mit über 60 Häusern ist ein großartiges Stück kanadischer Geschichte. Hier wird der Kootenay Goldrausch entlang des Whitehorse Creek und die schwierige Beziehung zwischen den Ktunaxa Indianern und den europäisch-kanadischen Siedlern dargestellt. Dieser Konflikt brachte Samuel Steele und die D-Division der North West Mounted Police in dieses Gebiet. Neben den alten Soldatenunterkünften kann man ein Theater, eine Bäckerei, eine Schmiede, einen Sattler und einen Fotografen besuchen und das Handwerk dieser Zeit bewundern. Außerdem kann man selber Gold waschen.

 

Unser Rückweg führte uns über den Hwy 3 an den Obstanbaugebieten Osoyoos und Keremeos vorbei, Richtung Westen bis zum E.C. Manning Provincial Park. Hier verbrachten wir unseren letzten Tag und sahen auch noch einen kleinen Kolibri, bevor wir die üblichen Wege erledigten und zurück gen Heimat flogen.



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